von Sebastian Hopf
Der Jackpot von MIGHTY gehört zur Gruppe der Campervans mit Hochdach. Allerdings geht man hier beim Innenausbau komplett andere Wege als bei allen anderen Modellen dieser Kategorie.
Zunächst sei erwähnt, dass der JACKPOT zu den neuesten Mietcampern gehörte, die ich in den letzten Jahren in Australien oder Neuseeland getestet habe. Ein 2012 Toyota mit nicht einmal 80.000 km auf der Uhr. Entsprechend neu und frisch wirkte das Fahrzeug von außen und innen.
Der erste Eindruck
Nach der Abholung in Melbourne führte uns die erste Fahrt - wie immer - zu einem nahegelegenen Supermarkt. Hier wurden zunächst Lebensmittel für die nächsten Tage eingekauft und nützliches Zubehör, das man bei einer Fahrt mit einem Wohnmobil oder Camper immer bereit halten sollte. (Einkaufslisten).
Beim Rangieren auf dem Parkplatz kam eine erste freudige Überraschung: Eine Rückfahrkamera im Rückspiegel! So ein Extra macht gerade das Einparken und Rückwärtsfahren natürlich besonders einfach.
Aber beim Verteilen der Einkäufe aus den Tüten in den JACKPOT wartete dafür die erste kleine Enttäuschung auf uns. Viel Platz für das Gekaufte fanden wir nicht. Wenn auch einige Nischen und Ablagen zur Verfügung stehen, so sind diese entweder vom Living Equipment (die zum Camper gehörende Ausstattung wie Gaskocher, Töpfe, Besteck und Geschirr) belegt oder ohne Deckel oder Tür, um das Verstaute auch zu sichern. So kam es mehr als einmal vor, dass Äpfel oder unser Vorrat an Wasserflaschen während der Fahrt durchs Wageninnere kullerten.
Der Kühlschrank ist, wie bei allen Fahrzeugen dieser Größe, mit 57 Litern für 2 Personen sicherlich ausreichend; bei 3 Personen dürfte es allerdings eng werden, bzw. muss Frisches häufiger nachgekauft werden. Andere Stauräume sind, wie schon beschrieben, knapp bemessen oder schwer zu sichern. Als etwas sehr billig umgesetzt empfanden wir auch die Aufbewahrung von Geschirr, Töpfen, Besteck und Küchenzubehör. Das meiste davon wurde in eine einfache, schwarze Plastikkiste gestopft. Um es so einzuräumen, dass es wieder in die schmale, dafür vorgesehene Lücke passte, war nur mit viel Fingerspitzengefühl und etwas Puzzeln möglich. Anderes, wie zum Beispiel Pfannenwender, Quirl oder Brotmesser, wurden einfach in Folie eingewickelt. Wo man dieses Equipment nach dem Benutzen am besten einsortiert, ist dem Mieter überlassen.
Das Fahrgefühl
Der Jackpot selbst fuhr sich natürlich dem jungen "Alter" entsprechend hervorragend und sicher. Die Sitzposition ist, wie bei allen Campern dieses Typs, erhöht und damit beim Fahren sehr übersichtlich. Aber auch beim JACKPOT (wie beim Kuga) muss ein möglicher, dritter Mitreisender während der Fahrt auf dem mittleren Notsitz vorne Platz nehmen. Wie bei allen anderen Campern dieses Modells kann das für größere Personen auf Dauer sehr anstrengend werden. Im hinteren Bereich dürfen sich bei der Fahrt keine Personen aufhalten.
Die 5-Gang Schaltung erschien mir auch für bergiges Fahren sehr gut ausgelegt. Der starke 2,7 Liter Motor ist bei voller Beladung spritzig und zugstark. Der Wagen verhielt sich, wie alle Modelle mit einem Hochdach, bei Seitenwind etwas sensibel, ließ sich aber sonst fast wie ein PKW fahren.
Der Innenraum
Was uns beim Halt auf Rast- oder Campingplätzen immer sofort aufgefallen ist: Sobald der Innenraum betreten wurde, bemerkten wir die ungewöhnliche Dunkelheit im Fahrzeug. Normalerweise sind bei Campern dieses Typs rundum Fenster, die für reichlich natürliches Licht im Innenraum sorgen. Durch ein völlig anderes Konzept bei der Bettkonstruktion im JACKPOT ist hier jedoch eine gesamte Fensterfront des Fahrzeugs abgedeckt. Sobald das Bett dann ausgeklappt wird, ändert sich die Lichtsituation im Wagen wieder.
Tagsüber haben wir das Bett jedoch immer eingeklappt, denn auf der Rückseite befindet sich die Tischplatte, die mit einem einzigen Handgriff ausgeklappt werden kann. Mit etwas gutem Willen könnten an diesem Tisch auch 3 Personen sitzen und essen. Für uns zu zweit war es perfekt. Während des Tages war unser Aufenthalt im JACKPOT durch die eingeschränkte Sicht und die ungewöhnliche Dunkelheit im Innenraum jedoch immer auf ein Minimum beschränkt. Glücklicherweise hatten wir kaum schlechtes Wetter, was uns zum Verweilen im Fahrzeug gezwungen hätte.
Während Standzeiten auf Campingplätzen kann der Camper über ein mitgeliefertes Kabel ans externe Stromnetz angeschlossen werden. So konnte wir an den 2 Steckdosen im Fahrzeug unsere Laptops, Smartphones und anderes elektronisches Equipment aufladen.
Am größten war unsere Enttäuschung jedoch beim Kochen im Camper. Ein wirklich sehr einfacher mobiler Gaskocher, der zudem mit einer Gaskartusche bestückt werden muss, dient als einzige Kochplatte. Dieser Kocher sollte allerdings nie "im" Camper verwendet werden. Die Gefahr, dass die sehr leichte Konstruktion durch eine Unachtsamkeit verrutscht oder ein heißer Topf darauf kippt, wäre zu groß. Eine extra rot eingefärbte Holzplatte, kann (nur bei bei geöffneter Schiebetür) ausgeklappt werden und dient somit als Kochstelle. Auf diesem “Tischchen” sollte nun gekocht werden. Ein Frühstück mit heißem Kaffee und gleichzeitigem Zubereiten von Rühreiern ist uns nicht gelungen. Zumindest nicht, beides gleichzeitig warm zu servieren. Bei Regen oder schlechtem Wetter ist dies natürlich nur unter erschwerten Bedingungen möglich.
Auch beim Abendessen mussten wir uns die Kochzeiten teilen, wenn es einmal Nudeln und dazu eine Hackfleischsoße geben sollte. Für ein Mietfahrzeug dieser Preisklasse ein echtes Armutszeugnis.
In der Nacht
Dafür geht das Bettenmachen im JACKPOT so schnell wie in keinem anderen Mietcamper, der von Reisebine-Kollegen je getestet wurde. Nur einen Riegel lösen und das große Doppelbett ist ausgeklappt. Bei unserem Camper musste allerdings jeden Abend die Matratze nachjustiert werden, denn für die wenigen Klettverbindungen war sie in der Vertikalen einfach zu schwer.
Dann aber nur noch Laken und Bettzeug darauf und man kann sich zur Nachtruhe begeben. Soll ein dritter Gast die Nacht im Camper verbringen, wird eine Hängematten-ähnliche Konstruktion mit einem Schwung umgelegt und auch das zweite, kleinere Bett ist im Hochdach fertig für Laken und Bettzeug. Mit jeweils zwei Klettverschlüssen sind die Rollvorhänge gesichert, die so ebenfalls sehr schnell ausgelöst werden können.
Allerdings hat das Hochbett auch einige Einschränkungen:
So gibt es eine Belastungsgrenze von max. 90kg. Unserem Eindruck nach ist das obere Klappbett auch nicht für unsportliche und ältere Mitreisende geeignet, denn dort hochzukommen verlangt Kletterfähigkeiten. Auch waren wir nach unserer Zeit mit dem Jackpot der Ansicht, dass ein Kind unter 12 Jahren ebenfalls nicht im oberen Bett schlafen sollte. Die Gefahr, dass es in der Nacht aus dem schmalen Bett (0,75m) fallen könnte, wäre unserer Meinung nach zu hoch.
Und leider entdeckten wir nun noch einen weiteren Minuspunkt am JACKPOT-Konzept: Die Beleuchtung im Innenraum am Abend und in Nacht ist unzureichend. Nur sehr wenige Leuchten stehen zur Verfügung, um z.B. das Lesen eines Buches in beiden Betten zu ermöglichen. Differenziertes Licht für jeweils das obere bzw. untere Bett fehlte uns besonders.
FAZIT
Mit dem Jackpot bietet MIGHTY einen der modernsten Camper in der Hochdach-Kategorie an. Durch das neue Baujahr und die geringen Kilometer sind die Fahrzeuge natürlich in einem sehr guten Zustand und fahren sich besonders angenehm.
Das Innenausbau-Konzept ist jedoch unserer Meinung nach noch nicht völlig ausgereift und bedürfte noch einiger Überarbeitung. Was Küchenzubehör, Stauraum und Kochen im JACKPOT angeht, war das Fahrzeug allerdings eine echte Enttäuschung. Bei einem Camper in dieser Preisklasse gibt es deutlich bessere Modelle!
© Fotos: Sebastian Hopf
aktualisiert 07/20 (sab)