von Annika Schulze
Wichtiger Hinweis:
Der folgende Erfahrungsbericht soll zeigen, wie man es besser NICHT macht!
Unbefestigte Straßen sind nur von routinierten Fahrern mit einem Geländewagen mit Allradantrieb zu befahren! Und auch dann sind gewisse Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und äußerste Vorsicht geboten. Das Fahren im Outback kann unter Umständen lebensgefährlich sein.
Autofahrer handeln auf eigene Gefahr, sobald sie abseits befestigter Straßen fahren. Eigene Fahrkenntnisse sollten dabei keinesfalls überschätzt, Gefahrensituationen nicht unterschätzt werden.
Mietern eines Campers ohne Vierradantrieb ist es strikt untersagt, auf ungeteerten Straßen zu fahren. Die Terms & Conditions sind maßgebend. Ohne ihren „persönlichen Mechaniker“ an der Seite wäre die Autorin des Erfahrungsberichtes diese Tracks nicht gefahren!
Dass das Fahren im australischen Outback ein wenig anders ist als hier in Deutschland, war mir bewusst, als ich beschloss, den 5. Kontinent mit dem Auto zu erkunden. Allerdings hatte ich nicht mehr genug Zeit, um mich mit den dort gültigen Verkehrsvorschriften und Besonderheiten zu beschäftigen. Neben dem Linksverkehr gibt es in Australien nämlich eine Menge Dinge, die man von deutschen Straßen nicht gewohnt ist. Dazu gehört auch das Fahren auf den sogenannten „unsealed roads“, auch „gravel roads“ oder „dirt roads“ genannt.
Das erste Abenteuer
Nachdem wir die sicheren Küstengebiete verlassen hatten, entschieden wir uns, von Adelaide in Richtung Norden zu reisen. Der Stuart Highway wurde uns jedoch schnell zu eintönig und wir beschlossen (recht unbedacht), einfach einen der unbefestigten Wege auszuprobieren.
Dirt roads sollten eigentlich nur mit einem Geländewagen befahren werden. Auch Einheimische rieten uns davon ab, einige der Tracks zu nutzen, da es ohne Allradantrieb nur schwer machbar wäre und „skidding“ (Rutschen auf schmierigem Untergrund) eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen würde. Unser Stationwagon, ein alter Holden Commodore, hatte zwar keinen Allradantrieb, aber wir hielten ihn trotzdem für zuverlässig genug, um auch abseits der befestigten Straßen zu fahren.
Das Erste, was ich bemerkte, waren die kleinen „Huckel“ im Boden, die durch Windböen entstehen. Von deutschen Straßen kannte ich diese Huckel bis dahin noch nicht und ich versuchte, möglichst langsam zu fahren.
Wie ich feststellen musste, kann das Fahren auf einer solchen Buckelpiste allerdings durchaus anstrengend werden - vor allem, wenn man bedenkt, dass vielleicht die nächsten 200km auf diese Weise zurückzulegen sind. Mit einer Geschwindigkeit von rund 80km/h ließen sich die winzigen Huckel dann aber relativ „sanft“ überqueren.
So fuhren wir Richtung Nordosten durch den australischen Busch. Das eigentliche Problem machte sich dann erst nach einer kurzen Mittagspause bemerkbar; der Wagen sprang nicht mehr an. Der Mechaniker an Bord wusste sofort: „It's the fuel pump!“ Aber ohne Werkzeug und ohne neue Benzinpumpe blieb uns nichts anderes übrig als auf das nächste vorbeikommende Auto zu warten. Und das kann im Outback durchaus etwas länger dauern. Einige Stunden vergingen. Als es anfing, dunkel zu werden, warfen wir uns auf die Matratze und warteten auf den nächsten Morgen. Es war ohnehin nicht damit zu rechnen, dass in der nächsten Zeit ein Auto vorbeikommen würde.
Glücklicherweise kam schon am späten Nachmittag, also am ersten Tag nach der Panne, ein Auto vorbei. Der Fahrer bot zwar an, uns abzuschleppen, sagte aber auch, dass in diese Richtung für mehrere hundert Kilometer keine Werkstatt zu finden sei. Er wusste, dass spätestens in 3-4 Tagen ein Bekannter diesen Weg nehmen würde und versprach, ihm Bescheid zu sagen, falls wir bis dahin immer noch dort wären.
So verging der Tag und wir waren noch immer mitten im Nirgendwo... Doch das Glück schien auf unserer Seite zu sein.
Am nächsten Tag, gegen Mittag, sahen wir aus einiger Entfernung einen Geländewagen näherkommen. Ein nettes, älteres Ehepaar aus Adelaide hielt an und fragte, ob wir Hilfe bräuchten. Obwohl unser gesamtes Auto unübersehbar mit Essen und Wasser vollgestopft war (zumindest hatten wir daran gedacht), gaben sie uns ihre gesamten Schokoladen- und Getränkevorräte und boten natürlich sofort an, uns abzuschleppen. Nachdem wir gut 120km über die dirt road gezogen wurden, kamen wir etwa 3 Stunden später in einem winzigen Ort an. Da der Benzinverbrauch durch das Abschleppen deutlich höher war, beschlossen wir, dem Ehepaar die Tankrechnung zu bezahlen. Doch statt das Geld anzunehmen, steckten sie uns einen AU$50-Schein in die Tasche.
Der Mechaniker in der Werkstatt hatte gerade viel zu tun und meinte, er könnte frühestens am nächsten Tag mit der Reparatur beginnen. Als er merkte, dass wir wussten, wo das Problem liegt und wie es zu beheben ist, gab er uns ein Ersatzteil und bot uns an, die Hebebühne zu benutzen. Also reparierten wir unseren alten Holden selbst und konnten kurze Zeit später weiter fahren. Diesmal allerdings auf einer befestigten Straße!
Unsere Idee, einen solchen Weg als „Abkürzung“ nutzen zu wollen, um dem scheinbar unendlich langen Highway zu entkommen, war sicherlich nicht die klügste Idee, sondern unserer gedankenlosen Abenteuerlust geschuldet. Wir hätten unser Glück aber vielleicht nicht noch weiter ausreizen sollen...
Noch mehr Pannen
Statt dem sicheren Highway zu folgen, war es viel verlockender, den „kleinen Berg“ aus weichem, rotem Sand zu erklimmen. Wenn überhaupt, sollten das nur Fahrer probieren, deren Wagen mit Allradantrieb (4x4) ausgestattet sind. Ansonsten kann man sein Auto am Ende im wahrsten Sinne des Wortes ausbuddeln, und zwar mit allem, was gerade griffbereit ist - auch wenn es der eigene Frühstücksteller ist.
Nach einem „kurzen Abstecher“ zum Ayers Rock erlebten wir die nächste Panne abseits der geteerten Straßen. Dieses Mal waren es nicht wir, die mitten im Outback standen, sondern zwei Aborigines, deren Auto eine Reifenpanne hatte. Nachdem wir ihren heiligen Uluru hochgeklettert waren und bei unserer Panne so viel Glück hatten, wurden wir das Gefühl nicht los, als hätten wir etwas wieder gut zu machen, und schenkten ihnen unseren Ersatzreifen. Natürlich kauften wir uns in der nächsten Stadt sofort einen neuen! Es sollte nicht der einzige bleiben, den wir im ersten Jahr Down Under kaufen mussten.
Löcher oder auf dem Weg liegende Steine waren aufgrund des Staubs oft erst zu spät zu erkennen, um ihnen noch ausweichen zu können. Einige Tracks glichen einem Steingarten. Dass ein Reifen da schnell mal kaputt gehen kann, ist absolut verständlich. Deshalb sollte ein Ersatzrad in keinem Auto fehlen! Natürlich sollte man auch wissen, wie ein Reifen gewechselt wird. Aber spätestens in Australien lernt man das sowieso…
Doch nicht nur große Löcher findet man auf den unsealed roads. Selbst die bis zu 50m langen Road Trains nutzen die teils sehr schlechten Wege. Aufgrund der flachen Landschaft und der riesigen Staubwolke konnten wir sie im Outback oft schon aus großer Entfernung herannahen sehen. Sollte so ein Gigant mal an euch vorbeirollen, kann ich nur empfehlen, die Fenster zu schließen, damit der aufgewirbelte Staub nicht im ganzen Auto verteilt wird. Neben Staub, der die Sicht erheblich beeinträchtigt, wirbeln die Giganten auch kleine Steine auf, die Steinschlag in der Scheibe auslösen können.
Außer dem Road Train und dem eigenen Auto ist auf einer dirt road selten im gleichen Moment jemand unterwegs. Zur eigenen Sicherheit sollte man unbedingt links ran fahren und den Truck passieren lassen.
Nach der kaputten Benzinpumpe und einigen platten Reifen dachte ich, dass da nicht viel mehr passieren könnte. Doch dann standen wir plötzlich vor einem Fluss. Auf australischen Tracks ist auch das keine Seltenheit. Viele kleinere Bäche hatten wir schon durchquert, aber dieser Fluss war tiefer und hatte eine stärkere Strömung. Der Wagen driftete aufgrund der Strömung zwar ein wenig ab, das sichere Ufer erreichten wir allerdings trotzdem. Einziger Haken: Das Auto war danach nicht nur von außen nass.
Im Nachhinein betrachtet waren einige „Ausflüge“ sicher nicht ungefährlich, aber Unerfahrenheit kann einen schon mal auf dumme Ideen bringen.
Wichtig ist aber:
- Sollte das eigene Auto nach einer Panne nicht mehr fahrbereit sein, dann gilt: AUF KEINEN FALL VOM AUTO ENTFERNEN! Ein Auto kann von Suchtrupps eher gefunden werden als eine Person.
- Wenn natürlich niemand merkt, dass ihr „weg seid“, wird auch niemand nach euch suchen. Deshalb immer jemanden darüber informieren, welchen Track ihr fahren möchtet und wann ihr ungefähr am (Etappen-)Ziel ankommen wollt.
- Bis ihr gefunden werdet, können einige Tage vergehen. Wer auf abgelegen Tracks unterwegs ist, sollte deshalb immer ausreichend Wasser dabei haben!
Damit es gar nicht erst so weit kommt, am besten nur mit einem 4x4 die Straße verlassen!