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NZ map klMap australienweit Erfahrungsberichte: Autofahren in Australien & Neuseeland


Fünf Monate Neuseeland – unterwegs mit einem Campervan

von Lena Kisling

 

Oktober 2009 – los ging es Richtung Auckland im Norden Neuseelands. Wir waren drei Mädels, gerade fertig mit dem Abi und unendlich aufgeregt und neugierig, was die nächsten zehn Monate so passieren würde.

In Auckland kamen wir zunächst bei Freunden unter. Unser Plan war es, einen Van zu kaufen, um in den nächsten fünf Monaten damit durch Neuseeland zu reisen. Wir stellten uns vor, an jedem Ort, der uns gut gefällt, einfach stehen zu bleiben, im Auto zu übernachten - und erst weiterzufahren, wenn wir uns danach fühlen.
Das Gute an unserem neuen „Zuhause“ war, dass dort drei Jungs mit viel Autoerfahrungen wohnten. Sie halfen uns und begleiteten uns auf diverse Automärkte.

 

Die Suche

Als erstes suchten wir in Kleinanzeigen. Weil es uns aber zu umständlich war, uns mit einzelnen Personen zu verabreden, gingen wir auf einen der vielen Automärkte in Auckland. Dort standen hunderte Backpacker, die ihre Vans und Autos verkaufen wollten. Da es Ende Oktober war und somit Beginn der Saison, entpuppte sich unser Plan als recht schwierig. Es waren mehr Backpacker auf Autosuche als Autos zum Verkauf standen.

Wir besuchten zwei bis drei Automärkte, bis unsere Motivation stark sank. Entweder war das Auto zu teuer, zu klein oder schon verkauft.
Bei einer Erkundungstour durch die Stadt sahen wir einen gewerblichen Autoanbieter, bei dem viele Backpacker ihre Autos kauften und verkauften. Dort blieben wir an einem altrosa Van stehen. Wir waren hin und weg und nach wenigen Tagen gehörte er tatsächlich uns.

 

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Rex, der Rosa-Reise-Van

Der Preis für unseren Van betrug NZ$4200. Hinzu kamen noch Kosten für Versicherungen (Feuer, Diebstahl), Motorencheck usw. Der Preis war zu unserem Glück recht niedrig – allerdings handelte es sich bei Rex auch um einen Mitsubishi L300 mit Baujahr 1988 und ca. 800.000km. Außerdem wurde er uns sehr dreckig übergeben.

Sobald er unser Eigentum war, ging also der restliche Tag fürs Putzen drauf. Wir haben das Bettzeug gewaschen, den ganzen Van ausgefegt und ihn so gut, wie es ging, von Staub und Dreck befreit. Als wir uns das erste Mal auf das Bett legten, fiel uns die total kaputte und heruntergekommene Dachinnenseite auf. Also kauften wir eine Neuseelandkarte und Glitzer-Geschenkpapier, um damit die Decke zu verkleiden. Jeden Abend konnten wir so unsere neue Route in die Karte eintragen. Woche um Woche wurde die Linie länger und uns bewusst, wie viel wir schon gesehen hatten; und vor allem, wie viel wir noch erleben würden.

Nach dem Kauf hieß es jedoch noch Equipment kaufen. Das Einzige, was sich in unserem rosa Camper befand, war ein kleiner Gaskocher und eine eklig aussehende Taucherausrüstung. In Neuseeland kann man alles, was das Herz begehrt, billig in den sogenannten „Warehouses“ kaufen. Mit einer riesengroßen Einkaufsliste machten wir uns auf den Weg. Nach zwei Stunden und rund NZ$200 ärmer hatten wir alles Wichtige im Gepäck: Teller, Besteck, Dosenöffner, ein scharfes Messer, Töpfe, Pfanne, Gasflaschen, eine Aufbewahrungskiste, Waschmittel, eine Wäscheleine, Wäscheklammern, eine Plastikplane, etc.. Jetzt hatten wir einen top ausgestatteten Campervan, in dem wir die nächsten Monate wohnen würden.

Durch meine Mitgliedschaft beim deutschen ADAC konnte ich kostenlos ein halbes Jahr „membership“ bei der neuseeländischen Automobile Association (AA) genießen.

 

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Was wir vorher nicht wussten

Mit der Zeit bemerkt man die Kleinigkeiten, die beim Kauf unerwähnt blieben. Aber wir haben für jedes Problem eine mehr oder weniger gute Lösung gefunden.

Nach einer Gewitternacht wachten wir morgens mit nassen Beinen auf. Das Dachfenster war undicht. Als es das nächste Mal regnete, wickelten wir unseren rosa Rex in die Plastikplane ein. Er sah fast wie ein Geschenk aus und wasserdicht war er nun auch.
Das nächste Problem zeigte sich bei der Fahrt auf einer Schotterpiste. Als wir nach einer sehr ruckligen Fahrt am Ziel ankamen, mussten wir feststellen, dass das komplette Innenleben unseres Vans mit einer dicken Staubschicht bedeckt war. Die Heckklappe ließ sich nicht richtig schließen. Seitdem machten wir jeden Morgen unser Bett und legten eine Tagesdecke darauf, damit der Staub nicht zu den Schlafsäcken dringen konnte.

Auf der Südinsel machten wir Bekanntschaft mit den Sandflies. Jeder, der schon mal in Neuseeland war, weiß, wie schlimm diese Biester sind. Sie stechen nicht wie Moskitos; sie beißen und saugen Blut. Eines Abends kamen wir nach einem wunderschönen Sonnenuntergang zurück zum Van und waren erst einmal sprachlos. Die Fenster waren schwarz, und zwar von innen. Hunderttausende Moskitos und Sandflies hatten unseren Van befallen. Uns wurde klar, dass wir die Nacht so nicht verbringen konnten und wir fuhren in den folgenden zwei Stunden mit geöffneten Fenstern umher.

 

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Eine kleine Dummheit

In Mount Maunganui ließen wir Rex etwas außerhalb stehen und hofften, keinen Strafzettel zu bekommen. Als wir abends zurückkehrten, sprang das Auto nicht mehr an. Die Batterie war leer, da ich vergessen hatte, das Licht auszuschalten.

Ich ging in die nächste Bar, um nach Starthilfe zu fragen. Direkt an der Tür saß ein sehr großer Maori und ein eher zierlichen Kiwi. Ich erzählte ihnen von unserem Problem und ohne groß zu überlegen kamen beide mit mir mit.
Der Kiwi hatte sogleich ein Startkabel parat. Der Maori nahm die Batterie heraus und stellte fest, dass sie viel zu wenig Wasser hatte. Er goss einfach aus seiner Trinkflasche Wasser nach. Darf man da nicht nur destilliertes Wasser nachschütten, fragte ich mich? Nach wenigen Minuten lief unser Van jedenfalls wieder einwandfrei.

Einige Wochen später schaute ich aus Interesse mal nach der Batterie und siehe da, es wuchsen wunderschöne, farbige Kristalle heraus.
Da wir ja Mitglied beim AA waren, ließen wir die Batterie lieber mal untersuchen. Zum Glück war sie nicht weiter beschädigt.

 

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Adieu, Rosa-Reise-Rex

Mitte März hieß es für uns Abschied nehmen von Neuseeland, denn weitere aufregende Monate in Australien sollten folgen.
Nach den Erfahrungen anderer Backpackern mussten wir uns für den Verkauf von Rosa-Reise-Rex mindestens eine Woche Zeit nehmen. Die Saison war zu Ende und jede Menge Traveller wollten ihre Autos verkaufen. Der Verkauf über einen spezialisierten Autohändler fiel flach, weil es zu teuer war und man nur für drei Tage einen Stellplatz bekam. Wir entschieden uns daher für die Automärkte.

Da es immer von Vorteil ist, ein gültiges W.O.F. (Warrant of Fitness) zu besitzen, beschlossen wir, dies vor dem Verkauf durchzuführen. Von unseren Freunden in Auckland bekamen wir Tipps, wo die Werkstätten mal mehr, mal weniger genau bei der Prüfung sind.
Um einen Kostenvergleich zu bekommen, fuhren wir zu zwei unterschiedlichen Anbietern. Beim Ersten teilte uns der Mechaniker sehr schnell mit, dass unser Rosa-Reise-Rex so nicht durch den W.O.F. kommen würde. Gründe dafür waren abgenutzte Reifen, die Batterie, die aussah, wie eine glitzernde Kristallhöhle, und das Schlimmste - unser Dach rostete.
Bei der anderen Werkstatt hingegen versicherte uns der Mitarbeiter, dass wir in 15 Minuten einen gültigen W.O.F. hätten.

Obwohl uns ein wenig mulmig dabei war, dass nicht jeder Mechaniker uns das Auto so abgenommen hätte, freuten wir uns über das Zertifikat. 

Nach einer großen Putzaktion fuhren wir zum Automarkt. Es war gar nicht leicht, einen geeigneten Verkaufspreis zu finden. Unser anfänglicher Preis lag bei NZ$2800, allerdings mussten wir ihn drei bis vier Mal senken. Für uns war es ziemlich schlimm, mitanzusehen, wie der Preis fiel. Es waren einfach zu wenige Backpacker auf Autosuche. Einige erzählten uns sogar, dass sie ihr Auto auf dem Flughafenparkplatz einfach stehen ließen. So etwas wollten wir auf jeden Fall vermeiden.

Am Ende des Tages gab es einen einzigen Interessenten - einen etwa 60-jährigen englischen Backpacker. Er handelte unseren Preis bis auf NZ$1100 herunter. Wir waren froh, dass wenigstens irgendjemand unseren Rex kaufen wollte, und beschlossen, das Angebot schweren Herzens anzunehmen.

Weg war er nun, unser treuer Rosa-Reise-Rex. Er hatte uns in den fünf Monaten ca. 8.000km weit durch ganz Neuseeland gefahren.
Es war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Wir erkundeten die beiden Inseln auf eigene Faust, haben Orte entdeckt, die so manch anderer Reisende sicherlich nicht gesehen hat, und konnten uns unsere Zeit selbst einteilen. Wer denkt, man würde keine Leute kennenlernen, liegt sehr falsch. Wir nahmen Tramper mit, fuhren zeitweise mit drei anderen Vans durch die Gegend und schlossen viele Freundschaften. Wenn man genug Zeit hat, kann ich einen Autokauf in Neuseeland nur empfehlen.

 

© Fotos: oben: Tourism New Zealand / Gareth Eyres; Lena Kisling
aktualisiert 11/16 RG

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