Mit Blick auf deutsche Zapfsäulen klingt der günstigere Benzinpreis in Australien für viele Traveller wie Musik in den Ohren und verlockt zu der Annahme, eine Reise durchs Land im rollenden Untersatz sei grundsätzlich die sparsamste Art der Fortbewegung.
Und wirklich: Der Preis für Kraftstoff ist weiterhin etwas preiswerter als in Deutschland. Dabei wird allerdings oftmals außer Acht gelassen, über welche Entfernungen das riesige Land verfügt. Es ist etwas ganz anderes, auf deutschen Autobahnen, Land- und Bundesstraßen ein paar hundert Kilometer zu fahren, als sich über die ewig langen australischen Highways zu schlängeln. Schnell unterschätzt man aus der Sicht unserer Breitengrade, was für Strecken sich da vor einem auftun.
Bereits eine relativ "kurze" Route, wie z.B. zwischen Melbourne und Sydney, entspricht in Europa annähernd einer Fahrt von Kiel nach Zürich. Wer beispielsweise die gesamte Ostküste erkunden möchte und nur ein paar kurze Abstecher hier und da einrechnet, sollte mit einem Minimum von 6.000 km rechnen. Es können aber auch schnell 10.000 km daraus werden, wenn man öfter den Highway verlassen möchte, um Sehenswertes im Hinterland oder Strände abseits der Hauptstraße zu entdecken. Obendrein sind günstige Camper-Mietfahrzeuge verständlicherweise nicht mit der allerneuesten Motortechnik und hochkomplexen Spritsparsystemen ausgestattet.
Kraftstoffverbrauch von Campern
Ein Camper ist ein großer, viereckiger Kasten, der mit Aerodynamik genau so viel zu tun hat wie ein Outback-Pub mit dem Waldorf Astoria. Voll beladen mit Passagieren und dem häufig viel zu üppigen Gepäck kann sich der Benzinverbrauch problemlos mit amerikanischen Straßenkreuzern der 70er Jahre messen.
Zu einer Reise im voll beladenen Camper gehört neben einem gut ausgestatteten Wagen auch immer ein wachsames Auge auf die Tankstellen-Hinweisschilder am Straßenrand.
Wer bösen Überraschungen vorbeugen will, sollte deshalb besser nicht annehmen, mit einem rollenden Untersatz sei man quasi kostenlos in Australien unterwegs und hätte sich für die absolut günstigste Variante des Reisens entschieden.
Kraftstoffe und Tankstellen
In Australien gibt es vorwiegend die sogenannten "Unleaded" Kraftstoffe, also bleifrei. Unterschieden wird in Unleaded 91, was unserem Normalbenzin entspricht, und Unleaded 95 (auch Premium genannt), das mit unserem Super zu vergleichen ist.
Außerdem werden Diesel und Autogas angeboten, wobei letzteres weiter verbreitet ist als bei uns in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Die Verteilung der Tankstellen ist sehr unterschiedlich. Auf dem Highway, der die Städte der Ostküste miteinander verbindet, findet man die Petrol Stations relativ häufig entlang der Route. In großen Städten liegen diese sehr oft an den Ausfallstraßen, die durch Gewerbegebiete führen. Auch bei mittelgroßen Ortschaften sind die Tankstellen meist bei der Ortsein- oder Ausfahrt zu finden. Sehr kleine Orte und Dörfer haben naturgemäß meist nur eine einzige Tankstelle. Besonders beachten sollte man jedoch immer die Öffnungszeiten. Wie auch viele andere Geschäfte in Australien schließen die Tankstellen meist recht früh. Manche schließen bereits um 17 oder 18 Uhr, andere mit Einbruch der Dunkelheit.
Weiterhin zu beachten ist die drastische Abnahme der Zahl der Tankstellen, je weiter man sich ins Hinterland, bzw. das Outback vorwagt. Hier ist man auf kleine Orte oder geöffnete Roadhouses angewiesen.
Selbst auf Hauptstraßen wie dem Stuart Highway, der Alice Springs mit den Küsten im Süden und Norden verbindet, nimmt die Häufigkeit von Tankstellen deutlich ab, je weiter man ins Inland kommt. Es ist ratsam, sich gut darüber zu informieren, wie weit die nächste Zapfsäule entfernt ist. Auf solchen Routen können schon einmal 180 km Strecke zusammen kommen, ohne, dass ein einziger Tropfen Sprit zu bekommen ist. Wer hier mit knapp bemessenen Reserven unterwegs ist, muss unter Umständen einen längeren, ungeplanten Stopp in sengender Hitze einplanen. Oder schlimmer: in absoluter Finsternis im Outback ausharren, bis sich ein vorbeikommendes Fahrzeug seiner erbarmt!
Derjenige, der sich auf "Gravelroads" (den roten Kies- oder Sandstrecken) noch weiter ins Outback vorwagt, sollte sich zudem nie ohne einen guten "4WD-Road Atlas" (aus Papier - keine App, im Outback gibt es keinen Empfang!!) auf den Weg machen. In diesem speziell fürs Off-road-Fahren erstellten Kartenmaterial finden sich nicht nur die Routen für die schier endlosen Fahrten über rote Erde und durch dünenhafte Landschaften. Sie zeigen auch, wo sich eine der seltenen Tankstellen, Rast- oder Roadhouses entlang der Strecke befinden. Gute Karten zeigen darüber hinaus noch weitere Informationen wie Öffnungszeiten und Telefonnummern an, um sich vorab die Strecke einteilen zu können und ggf. nachzufragen, ob auch sicher jemand am geplanten Tankstopp zugegen ist.
Eines ist jedoch im ganzen Land zu bedenken: Je weiter entfernt eine Tankstelle von der Küste oder besiedeltem Gebiet entfernt ist, desto teurer wird auch der Sprit. Preise für Diesel von über 3 Dollar (!!) sind im Outback keine Seltenheit.